Auf Klassenfahrt in den Harz

In der Mitte Deutschlands auf dem Gebiet Niedersachsens und Sachsen-Anhalts eröffnet das höchste Gebirge Norddeutschlands seinen Besuchern eine reizvolle, bewaldete und mystische Berglandschaft. Ob zu Fuß oder mit Schmalspur- oder Seilbahn, einen dieser Kolosse gilt es zu bezwingen. In den Tälern liegen idyllische Fachwerkstädte, die zu einem romantischen Stadtbummel einladen. Goethe wurde von der geheimnisumwobenen Region so angezogen, dass er den Harz in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sogar dreimal besuchte. Nur wenige Jahre später zeichnete er im „Faust“ die Walpurgisnacht auf dem Brocken als Kulisse für den Traum des Protagonisten von der glücklichen Liebe mit Gretchen wie folgt:


„Die Hexen zu dem Brocken ziehn
Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün
Dort sammelt sich der große Hauf
Herr Urian sitzt oben auf.
Es schweigt der Wind, es flieht der Stern,
Der trübe Mond verbirgt sich gern.
Das leuchtet, sprüht und stinkt und brennt!
Ein wahres Hexenelement!
Der ganze Strudel strebt nach oben;
Du glaubst zu schieben, und du wirst geschoben.“

Unterwegs im Harz: Stadterkundung im Tal

Im niedersächsischen Teil liegt ein ganz besonderes Juwel der Region. Die Stadt Goslar zählt seit 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe und hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Die historische Altstadt lädt mit ihren engen mittelalterlichen Gassen, zahlreichen kleinen Geschäften und dem schönen Marktplatz zu einem gemütlichen Stadtbummel ein. Hoch über der Stadt auf dem Rammelsberg findet sich das Besucherbergwerk mit Museum. Hier kann die Klasse nach der Fahrt mit der Grubenbahn tief im Berg mit eigenen Augen im ersten Bergwerk des Harzes den ältesten Stollen Deutschlands sowie den ältesten gemauerten Grubenraum Europas aus dem 13. Jahrhundert bestaunen. Zahlreiche Maschinen können in Aktion bewundert und gleichzeitig der harte Arbeitsalltag der Männer unter Tage verstanden werden.

Ein weiterer kultureller Schatz ist die zwischen 1040 und 1050 errichtete Kaiserpfalz am Fuße des Rammelsberges. Hier wurde über 200 Jahre lang auf Versammlungen und Tagungen über die Geschicke des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen beraten und entschieden. Relikte dieser Ära sind in den sieben Gewölben des Erdgeschosses ausgestellt. Darunter befinden sich Kunstschätze wie der Kaiserthron oder der geheimnisvolle „Greif“, der einst den Giebel schmückte.

Tipp für Gruppen: Stündlich werden Führungen durch das Haus angeboten. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit thematische Führungen zu buchen.

Wer es lieber zeitgenössisch mag, besucht das „Mönchehaus-Museum“. Seit 1978 wird hier jedes Jahr ein Künstler der Gegenwart mit dem Kaiserring-Kunstpreis ausgezeichnet und einige seiner Werke gezeigt. Zu den Preisträgern zählen bereits Georg Baselitz, Mathew Barney, Bridget Riley, David Lynch oder Jörg Immendorf.

Tipp: Für Gruppen ab 10 Personen wird ein Gruppenrabatt eingeräumt.

Auf der sächsisch-anhaltinischen Seite des Harzes befindet sich ein weiterer Schatz von internationalem Rang. Kein Wunder, dass die Altstadt von Quedlinburg mit ihren rund 1200 Fachwerkhäusern aus acht Jahrhunderten, Kopfsteinpflasterstrassen und dem Rathaus im Renaissance-Stil zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Im Schlossmuseum aus dem 16./ 17. Jahrhundert kann man nicht nur die Geschichte der Stadt nachvollziehen, sondern auch die Prunkgemächer begehen oder ins Ottonische Kellergewölbe hinabsteigen.

Tipp für Gruppen: Nach Voranmeldung können Klassen sich von der Äbtissin persönlich durch das Gebäude führen lassen oder unter professioneller Anleitung in der Truhe der Geschichte „wühlen“.

Ein weiteres Kulturerbe ist die hochromanische dreischiffige Basilika St. Servatius. Das Bauwerk diente dem ortsansässigen Damenstift als Gotteshaus. In ihm wird einer der ältesten und bedeutendsten Schatzsammlungen der Bundesrepublik verwahrt, deren Exponate als „Geschenke der Ottonen“ in den Besitz der Glaubensgemeinschaft gelangte. Die Gruppe begibt sich während des Besuchs auf eine Zeitreise durch die Jahrhunderte. Denn im Inneren gibt es einen Knüpfteppich aus dem 1. Jahrhundert, einen von Karl dem Kahlen um 870 in Auftrag gegebenen Elfenbeinkasten oder aufwendig gestaltete Handschriften mit goldener Tinte von 1225 und 1513 zu bestaunen.

Unterwegs im Harz: Urige Natur auf hohem Niveau

Der Nationalpark Harz ist zu 95% mit Buchen und Fichten bedeckt und zählt somit zu den größten Waldnaturschutzgebieten in Deutschland. Hier lohnt sich eine Entdeckungsreise ins dichte Gehölz. Zwei der letzten Urwälder Europas kann man hier entdecken. Bei dem Urwald am Brocken handelt es sich um einen der letzten seiner Art in Mitteleuropa. Das geschützte und sich selbst überlassene Areal kann jedoch an einer Stelle betreten werden. Der Urwaldstieg an der Brockenstraße führt rund 200 m in den artenreichen Mischwald. Im Neuen Wald am Quitschenberg kann die Gruppe noch die Harzer Urfichte bestaunen und auf dem „WaldWandelWeg“ am Schubenstein östlich vom Torfhaus auf Infotafeln mehr über diesen besonderen Ort in Erfahrung bringen.

Den Brocken erklimmt am man am schönsten über den Goethe-Wanderweg mit Start am Torfhaus. Dieser 8 km lange Weg führte schon Goethe am 10. Dezember 1777 auf den höchsten Berg Norddeutschlands. Wer die Höhenmeter lieber bequem zurücklegen möchte, entert in Wernigerode, Drei Annen Hohne oder Schierke die regelmäßig verkehrende Schmalspurbahn.
Im niedersächsischen Teil des Harzes liegt der Okerstausee. Die Staumauer in Bogenform kann bis zu 47 Millionen Kubikmeter Wasser halten und so Strom erzeugen. Auf einer Seerundfahrt erlebt man die beeindruckende Bergkulisse und lernt abgelegene Ecken und Buchten kennen. In den Sommermonaten wird hier das Gewässer beim Baden, Segeln oder Tretboot gefahren unsicher gemacht. Mit dem Rad oder auf Inlineskates kann der Stausee auf asphaltierten Wegen komplett umrundet werden. Zudem laden rund 18 km Wanderweg zu einer Tour ein, bei der die Beine nur geringe Höhenunterschiede überwinden müssen. Ausgangspunkt ist der Parkplatz an der Hauptstaumauer.

In der Tropfsteinhöhle in Rübeland wird Geologie zum Abenteuer. Die sogenannte Baumannhöhle besteht aus mehreren miteinander verbundenen Hohlräumen. Zufällig entdeckt wurde sie vom Bergmann Friedrich Baumann, der auf der Suche nach Eisenerz war. Besucher wandeln hier vorbei an Stalaktiten und Stalakmiten durch Säulenhalle, Palmengrotte, das Hamburger Wappen und das Hängende Gebirge. Im Goethesaal mit künstlich angelegtem Wolfgangssee finden bis zu 300 Personen Platz, wenn auf zwei Bühnen Theaterstücke unter Tage präsentiert werden. Sogar das „Ja-Wort“ können sich verliebte Paare unter der Erde geben. Bekannt wurde die Höhle vor allem durch zahlreiche Knochenfunde des bereits ausgestorbenen Höhlenbären. Diese besonderen Gebeine kann man auf einer Tour bestaunen.

Tipp für Schulklassen: Seit 1646 werden regelmäßig organisierte Führungen durch den Höhlenkomplex angeboten. In der Regel finden diese alle 30 Minuten statt. Interessierte sollten für den Rundgang warme Kleidung und festes Schuhwerk tragen. Bei einer Gruppengröße über 20 Personen empfiehlt sich eine Anmeldung bei den Rübeländer Tropfsteinhöhlen, dem Tourismusbetrieb der Stadt Oberharz am Brocken.

Unterwegs im Harz:
Magischen und skurrilen Kulten auf der Spur

Viele Geheimnisse und überlieferte Erzählungen ranken sich um die von Nebel umschlossenen Baumwipfel des Harzes. Hier sollen Hexen, Teufel, germanische Gespenster und sogar Einhörner leben! Begeben Sie sich mit ihrer Klasse auf eine spannende Entdeckungsreise in dieser sagenumwobenen Bergwelt! Auf dem künstlich geschaffenen Plateau des Wurmberges fanden in der Steinzeit geheimnisvolle Rituale statt. Reste der einstigen Kultstätte mit Gebäuden und Steinmonumenten kann man mit eigenen Augen rund um die Hexentreppe bestaunen.

Der schon von weitem sichtbare Königstein im nördlichen Harzvorland bei Westerhausen hat seit der frühesten Geschichte der Menschheit eine besondere Anziehungskraft auf unsere Spezies. Bodenfunde belegen, dass an diesem Ort ca. 3000 Jahre vor unserer Zeitrechnung Menschen bereits begannen ihr Brauchtum zu pflegen. Bei Langelsheim wartet ein besonders alter rekonstruierter Kult-Ort der Jungsteinzeit auf Besucher des Harzes. Vor über 5000 Jahren wurden hier im Megalith-Grab mindestens 50 Personen mit Beigaben in einer 15 m langen kistenförmigen Steinkammer beigesetzt.

An besonderen Tagen erwachen die alten Berggeister zum Leben. In der Nacht zum ersten Mai beispielsweise kommen seit 1896 alle Hexen der Region auf dem Blocksberg bzw. Brocken und im Ort Schierke zusammen, um ihre Hochzeit mit dem Teufel zu zelebrieren. Germanische Geister werden am Pfingstmontag aktiv, wenn im Ort Questenberg ihr uralter Sonnenkult gepflegt wird.

Eine der fabelhaften Geschichten des Harzes wird über die Einhornhöhle zwischen Herzberg und Bad Lauterberg im Westharz erzählt. Hier wurden nach der ersten Erwähnung im 16. Jahrhundert zahlreiche Knochen entdeckt. Im 17. Jahrhundert rekonstruierte ein Wissenschaftler daraus das Skelett eines Einhorns. Soll das letzte Einhorn wahrhaftig im Harz gelebt haben? Antwort darauf wurde 100 Jahre später gegeben: Bei den Gebeinen handelt es sich leider nur um Bärenknochen. Dennoch ist ein Besuch unter Tage ein lohnender und abenteuerlicher Ausflug!

Tipp für Gruppen: In der Höhle finden von April bis Oktober dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr stündlich Führungen statt. Auf Anfrage besteht die Möglichkeit, Sonderführungen auch außerhalb der Saison zu vereinbaren.

Skurril sind ohne Zweifel die künstlichen Hohlräume im Fels in Langenstein, in denen bis 1916 Menschen gelebt haben. Zwischen Blankenburg und Halberstadt im Nordharz kann die Gruppe die liebevoll hergerichteten Wohnungen besichtigen und so hautnah erleben, wie sich eine solche „Ausnahmeerscheinung“ in Sachen Wohnen im Einklang mit der Natur gestaltet.

Unterwegs im Harz: Freizeit und Erholung

Die Westernstadt Pullman City II unweit des Brocken im Ostharz in Hasselfelde bietet ein breites Unterhaltungsangebot, ein abwechslungsreiches Showprogramm und jede Menge Spaß und Spiel, bei dem man noch etwas lernt. Bei einem Ritt durch die Stadt wird nicht nur das Büro des Sheriffs mit Gefängniszelle besichtigt, sondern auch der Barber-Shop und die dorfeigene Kirche. In der Schmiede und dem Feuerwehrhaus bekommt die Gruppe Einblicke in die Arbeit der Hufschmiede und „Feuerlöscher“. Wer selbst aktiv werden möchte, versucht sein Glück beim Goldwaschen unter Anleitung oder beim Bogenschießen. Ganz besonderen Einblick in die Besiedlungsgeschichte Amerikas und indianische Kultur und Geschichte erhält die Gruppe im „Old Western Museum“ und im „Mandan Erdhaus“. Im ortseigenen Saloon kommt Stimmung auf, wenn echte Cowboys von nah und fern Besuchern mit Country-Klängen richtig einheizen.

Übernachtungen

Für Schulklassen bieten sich in Hotels und Hostels ganz unterschiedliche Übernachtungsmöglichkeiten. Wir von klaju suchen Ihnen gerne eine passende Unterkunft heraus. Geben Sie bei Ihrer Anfrage oder Buchung einfach an, welches Budget sie zur Verfügung haben, wie wichtig Ihnen die Originalität Ihrer Unterkunft ist und ob Sie spezielle Wünsche für die Verpflegung haben.